Am heutigen Tag hat der Verhaltensökonom Richard Thaler den Nobelpreis in Wirtschaftswissenschaften zugesprochen bekommen. Thaler hinterfragt im Gegensatz zu den reinen Ökonomen die Sinnhaftigkeit und Nutzbarkeit des Homo oeconomicus als referenziertes Wirtschaftssubjekt und stellt die Frage nach den Verhaltensweisen in bestimmten ökonomischen Situationen. Dabei hat er insbesondere mit seinem “Nudging-Ansatz” innovative Ideen zum Problem der zielgerichteten Beeinflussung von Wirtschaftssubjekten gegeben. Die Fliege im Pissoir ist sicherlich die einfachste Art, den Begriff “Nudging” zu erklären und zu verstehen.… wenn man männlich ist. Ich glaube nämlich nicht, dass Frauen auch Fliegen in deren Pissoirs (?) finden werden!
Kurz gesagt geht es um das “Anstupsen”. Um seine eigenen Ziele – Sylvester sei jedem als Mahnung ausreichend präsent – besser zu erreichen oder überhaupt damit zu beginnen, nach ihnen zu streben, muss der innere Schweinehund überwunden werden. Dies gelingt Thaler zufolge am Besten, wenn man sich selbst unter Zugzwang setzt. Will man z.B. jede Woche 2x joggen gehen, wettet man mit sich selbst um eine Spende an eine Person des öffentlichen Lebens, die man defintiv ablehnt. Nehmen wir Donald Trump #GLOAT. Jede Woche, in der nicht 2x gejogged wird, muss man 5 € an seine Partei überweisen. Das hält den inneren Schweinehund auf Abstand, so Thaler. An sich eine schöne Idee, die aber in der Politik m.E. wichtiger ist. Denn hier gilt es, gewünschte Verhaltensweisen zu erzeugen, ohne gesetzliche Vorgaben zu nutzen. Denn wenn uns der Dieselskandal eines gelehrt hat, dann die Erkenntnis, dass Gesetze für einige Marktteilnehmer dazu da sind, um umgangen zu werden. Durch Nudging kann man dem entgegenwirken. Subventionen sind übrigens auch eine Art Nudging… aber gut gedacht ist nicht immer gut gemacht!
Wer den bereits 2015 in “Die Welt” erschienen Artikel noch einmal nachlesen möchte kann das hier tun.
Und Sascha Logo hat aus gegebenem Anlass eine ebenfalls sehr lesenswerte Kolumne zum “Nudging” geschrieben. Lobo sieht das Nudging gerade im digitalen, datengetriebenen Umfeld deutlich kritischer, da er die Befürchgtung hegt, dass “das Internet der Datenströme { } Nudging von einem verhaltensökonomischen Wirkprinzip zu einem Gängelungsinstrument des digitalen Alltags {macht}.