Ich – und sehr viele andere Menschen auch – haben sich gefragt, welchen Wert ein Bitcoin im weiteren Verlauf der Hysterie denn noch erreichen kann? Ich will versuchen, mich dieser Thematik ein wenig zu nähern und um die Frage wirklich zu beantworten, muss man zunächst mal zwei andere Fragen für sich selbst beantworten: 1.) Kann der Bitcoin (für mich) denn überhaupt einen Wert besitzen? So wie Euro, Dollar oder Gold? und 2.) Auf was beruht dieser Wert (in meinen Augen) letztlich? Dem Vertrauen?
Frage 1: Kann der Bitcoin denn überhaupt einen Wert besitzen?
Die Frage kann – vielleicht sogar muss – man m.E. ohne zu zögern mit JA beantworten. Um einen Bitcoin zu erzeugen, wird Rechenleistung eines Prozessors benötigt – besser ganz vieler Prozessoren gleichzeitig. Diese Rechnerfarmen sehen fast so aus wie Googles Rechenzentrum und bereits die Hardware verschlingt Unsummen. Man kann ja mal versuchen, eine AMD oder NVidia Grafikkarte zu kaufen.…. ausverkauft! Weltweit nur zu Höchstpreisen zu erhalten. Das ist – by the way – eine der ersten Auswirkungen der Kryptowirtschaft auf die Realwirtschaft. Zurück zu den Kosten und Werten. Zusätzlich zu den Hardwarekosten verbrauchen diese Maschinen natürlich Unmengen an Energie und verursachen somit weitere echte Kosten. Aus Sicht des Energieversorgers allerdings Umsatz und Ertrag. Da das Mining eines Bitcoin mit jedem erzeugten Bitcoin aufwändiger wird, muss unweigerlich der Stromverbrauch je erzeugtem Bitcoin ebenso gestiegen sein. Ein Bitcoin sollte daher zumindest immer den Wert – besser mehr – besitzen, den seine Erzeugung gekostet hat. Auf alle Bitcoin umgerechnet ergibt sich in ca. 2140, wenn der letzte der grob 21 Mio. Bitcoins geschrüft sein sollte, eine mir selbstverständlich aktuell vollkommen unbekannte Zahl. Der Durchschnittswert sollte aber die Unterkannte des Gesamtportfolios sein und wird sich sowohl an den Erzeugerkosten orientieren als auch an dem Potential. Und nur um mal eine Vorstellung des Stromverbrauchs im Bitcoin-Netzwerk zu bekommen: Pro Woche wird aktuell ca. so viel Strom benötigt, wie eine Stadt mit 700.000 Menschen in dieser Woche verbraucht.
Frage 2: Auf was könnte dieser Wert beruhen?
In meinen Augen lässt sich das mit einem Blick auf den Miningprozess und die hinter Bitcoin stehende Limitierung, kurz Verknappung, des Angebotes beantworten. Der Preis knapper Güter korreliert bei gleichzeitig hoher Nachfrage oftmals exponentiell – schaut man auf die Fieberkurve seit Anfang 2017, scheint das plausibel. Das ist aber natürlich nur die halbe Wahrheit, denn es könnte durchaus sein, dass alle aufgewendete Energie am Ende doch zu nichts mehr führen wird, als satte Verluste für die Anleger. Das wäre z.B. der Fall, wenn die hohe Nachfrage ausbliebe oder das aktuell starke Vertrauen in diese Währung vollständig verschwinden würde. Ich kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, dass eine transparente und vollkommen von staatlichen Institutionen unabhängige Weltwährung vollständig das Vertrauen verliert. Bitcoin liefert seit 2009 den Proof-of-Security als bisher einzige Kryptowährung und ich gehe davon aus, dass das System selbst ungehacked bleiben wird. Auch wenn Quantencomputer Teil der digitalen Umwelt werden sollten. Und die Nachfrage bleibt bei einem limitierten Gut und aktuell ca. 7 Mrd. Erdenbürgern vermutlich hoch. M.E. geht es bei der Wertprognose letztlich um den Wert der Güter oder Assets, die damit gehandelt werden (sollen). Auch wenn aktuell (11/2017) der BTC fast ausschließlich der Spekulation und eben nicht dem Handel dient. Zurück zum Wert: Der Wert beruht – wie oben schon angesprochen – somit einerseits auf dem Maß an Unabhängigkeit und andererseits am Umfang des Einsatzzweckes. Und dieser Einsatzzweck wächst ungemein, insbesondere für volumenstarke Geschäfte wie Immobilienerwerb oder eben auch die ICOs. Mittlerweile kann man in den USA Häuser damit bezahlen, Aktien erwerben oder Rechtsanwälte vergüten. Die ersten ETFs sollen auch kommen und Asset-Manager für Blockchain stehen bereits in den Startlöchern oder sind aktiv.
Gehen wir also davon aus, dass Bitcoin a.) tatsächlich einen realen Wert besitzt und b.) dieser Wert als Ausdruck des Vertrauens in die Währung verstanden werden kann. Somit kommen wir wieder zurück auf die eingangs gestellte Frage nach dem Maximalwert eines Bitcoins. Kann 1 Bitcoin gar 1 Million US$ Wert besitzen? Das zumindest hat Mark Yusko, Hedgefonds-Manager und Gründer von Morgan Creek Capital Management, in einem leicht provozierenden Beitrag auf cryptocoinsnews.com geäußert. Grund für die Annahme ist der sogenannte Netzeffekt, also der Umstand, dass der Wert eines Assets kontinuierlich steigt, solange die Nutzung des Assets weiter steigt. Da aktuell nur rund 3 — 5 Millionen Menschen weltweit Bitcoin besitzen (Stand: 09/2017 – so genau weiß man das nicht), ist das ungemeine Potential offensichtlich. Weiter kann man anmerken, dass aktuell rund 10 Millionen wallets existieren, auf denen aber im Durchschnitt nur zwischen 0,00 und 0,001 Bitcoin liegen. Wichtig zu bedenken ist auch, dass lt. einer Untersuchung aus 2017 ca. 5% aller Walletbesitzer 96% aller Bitcoins besitzen. “However, Yusko feels comfortable that the network effect — the phenomenon whereby a commodity’s value increases as more people use it — has already begun to set bitcoin on the path to a six-figure valuation. {…} And he says a more conservative “base case” scenario for the bitcoin price is $500,000!
GDP – Gross Domestic Product als entscheidende Losgröße
Aber selbst wenn man das für ausgesprochen optimistisch hält, kann ich mir gut vorstellen, dass der Wert eines Bitcoin als Unterkante rund $ 50.000 betragen wird. Wann das passieren wird, kann ich natürlich nicht sagen, vermute aber, dass es relativ schnell gehen wird (<10 Jahre). Letztlich ist es eine Frage nach den gehandelen Werten weltweit. Und wenn man davon ausgeht, dass gerade mal ein lächerliches Prozent des GDB (Welt BIP) von aktuell rund 75 Billionen USD in Bitcoin gehandelt werden wird, dann ergibt sich ein Gesamtwert von round-about sagen wir mal $ 1 Bill. Das geteilt durch die maximale Anzahl an Bitcoins (21 Mio.) ergibt einen Wert von rund 50.000 USD.
Ich bin somit eher ein zurückhaltender Preisprognostiker, denn der Saxo-Bank-Analyst Kay Van-Petersen hatte schon das kürzlich erreichte Bitcoin-Allzeithoch von 2.000 US-Dollar vorhergesagt. Das Eintreten dieser Prognose dürfte aber ungleich wahrscheinlicher gewesen sein als die aktuelle Vorhersage des Analysten: Van-Petersen rechnet nämlich damit, dass Bitcoin in zehn Jahren mindestens 100.000 US-Dollar wert sind, wie das US-Portal CNBC berichtet. Und Jeremie Liew, einer der ersten Snapchat Investoren geht davon aus, dass Bitcoin bis ins Jahr 2030 einen Wert von rund $ 500.000 betragen wird und begründet das mit der Vermutung, dass in den nächsten Jahren die bargellosen Zahlungen von aktuell 15 % auf über 30 % aller Zahlungsbewegungen anwachsen werden.
Optimistisch oder Wahnsinnig?
Und was ist jetzt mit dem Wert von 357.142,86 $ je Bitcoin? Wie soll sich dieser errechnen? Ich habe oben schon mal die Richtung vorgegeben, nämlich die Werte, welche mit Bitcoin im Rahmen des GDP bezahlt werden. Das GDP war in 2016 rund $ 75 Bil. groß, wobei 10 % davon eben rund $ 7,5 Bill. sind. Dies durch die Menge von 21 Mio. Bitcoins dividiert ergibt den Wert von 357.142,86 $. Sollte also meine Rechnung in irgend einer Weise stimmig und valide respektive reliabel sein, dann ist der Wert in Höhe von 357.142,86 $ sicherlich noch als konservativ zu betrachten. Mark Yusko (siehe oben) würde das wohl eher verdreifachen.
Anmerken möchte ich aber natürlich auch, dass die Kursentwicklung ausschließlich auf Bitcoin bezogen ist. Wenn andere Währungen Marktpotential abgreifen oder die Transaktionsgeschwindigkeiten zu gering werden (Thema Blockgröße), dann kann sich das alles auch anders darstellen. Abschließend kann man aber konstatieren, dass der Wert aller Kryptocurrencies diesem Ansatz folgend den Gegenwert des GDP-Anteils besitzen sollte. Hinzu kommen die ganzen Finanzderivate, welche um den Faktor 10 höher sind und 2016 bei über 700 Bil. US$ lagen. In meinen Augen genug Kurspotential!
Eine Diskussion zum Thema findet auch hier statt. Die Berechnungsmethode bei Berücksichtigung des GDP ist analog meiner Herangehensweise.
Und auch hier wird über die mögliche Kursentwicklung resonniert.
“Wahrer Wert” 350.000 Dollar?
Die fünf wildesten Prognosen zum Bitcoin
Was ist ein Bitcoin wirklich wert? Experten aller Art warten mit teils abenteuerlichen Prognosen und Modellen zur künftigen Entwicklung der Digitalwährung auf. Eine Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit — plus ein seriöser Ansatz.
Weit weg von den 350.000 € sind die nicht.
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Die-fuenf-wildesten-Prognosen-zum-Bitcoin-article20743346.html