Kann 1 Bitcoin im Jahr 2030 den Wert von 357.142,86 $ besitzen?


Ich – und sehr vie­le ande­re Men­schen auch – haben sich gefragt, wel­chen Wert ein Bit­coin im wei­te­ren Ver­lauf der Hys­te­rie denn noch errei­chen kann? Ich will ver­su­chen, mich die­ser The­ma­tik ein wenig zu nähern und um die Fra­ge wirk­lich zu beant­wor­ten, muss man zunächst mal zwei ande­re Fra­gen für sich selbst beant­wor­ten: 1.) Kann der Bit­coin (für mich) denn über­haupt einen Wert besit­zen? So wie Euro, Dol­lar oder Gold? und 2.) Auf was beruht die­ser Wert (in mei­nen Augen) letzt­lich? Dem Ver­trau­en?

Frage 1: Kann der Bitcoin denn überhaupt einen Wert besitzen?

Die Fra­ge kann – viel­leicht sogar muss – man m.E. ohne zu zögern mit JA beant­wor­ten. Um einen Bit­coin zu erzeu­gen, wird Rechen­leis­tung eines Pro­zes­sors benö­tigt – bes­ser ganz vie­ler Pro­zes­so­ren gleich­zei­tig. Die­se Rech­ner­far­men sehen fast so aus wie Goo­g­les Rechen­zen­trum und bereits die Hard­ware ver­schlingt Unsum­men. Man kann ja mal ver­su­chen, eine AMD oder NVi­dia Gra­fik­kar­te zu kau­fen.…. aus­ver­kauft! Welt­weit nur zu Höchst­prei­sen zu erhal­ten. Das ist – by the way – eine der ers­ten Aus­wir­kun­gen der Kryp­to­wirt­schaft auf die Real­wirt­schaft. Zurück zu den Kos­ten und Wer­ten. Zusätz­lich zu den Hard­ware­kos­ten ver­brau­chen die­se Maschi­nen natür­lich Unmen­gen an Ener­gie und ver­ur­sa­chen somit wei­te­re ech­te Kos­ten. Aus Sicht des Ener­gie­ver­sor­gers aller­dings Umsatz und Ertrag. Da das Mining eines Bit­coin mit jedem erzeug­ten Bit­coin auf­wän­di­ger wird, muss unwei­ger­lich der Strom­ver­brauch je erzeug­tem Bit­coin eben­so gestie­gen sein. Ein Bit­coin soll­te daher zumin­dest immer den Wert – bes­ser mehr – besit­zen, den sei­ne Erzeu­gung gekos­tet hat. Auf alle Bit­coin umge­rech­net ergibt sich in ca. 2140, wenn der letz­te der grob 21 Mio. Bit­co­ins geschrüft sein soll­te, eine mir selbst­ver­ständ­lich aktu­ell voll­kom­men unbe­kann­te Zahl. Der Durch­schnitts­wert soll­te aber die Unter­kann­te des Gesamt­port­fo­li­os sein und wird sich sowohl an den Erzeu­ger­kos­ten ori­en­tie­ren als auch an dem Poten­ti­al. Und nur um mal eine Vor­stel­lung des Strom­ver­brauchs im Bit­coin-Netz­werk zu bekom­men: Pro Woche wird aktu­ell ca. so viel Strom benö­tigt, wie eine Stadt mit 700.000 Men­schen in die­ser Woche ver­braucht.

Frage 2: Auf was könnte dieser Wert beruhen?

In mei­nen Augen lässt sich das mit einem Blick auf den Mining­pro­zess und die hin­ter Bit­coin ste­hen­de Limi­tie­rung, kurz Ver­knap­pung, des Ange­bo­tes beant­wor­ten. Der Preis knap­per Güter kor­re­liert bei gleich­zei­tig hoher Nach­fra­ge oft­mals expo­nen­ti­ell – schaut man auf die Fie­ber­kur­ve seit Anfang 2017, scheint das plau­si­bel. Das ist aber natür­lich nur die hal­be Wahr­heit, denn es könn­te durch­aus sein, dass alle auf­ge­wen­de­te Ener­gie am Ende doch zu nichts mehr füh­ren wird, als sat­te Ver­lus­te für die Anle­ger. Das wäre z.B. der Fall, wenn die hohe Nach­fra­ge aus­blie­be oder das aktu­ell star­ke Ver­trau­en in die­se Wäh­rung voll­stän­dig ver­schwin­den wür­de. Ich kann mir aber beim bes­ten Wil­len nicht vor­stel­len, dass eine trans­pa­ren­te und voll­kom­men von staat­li­chen Insti­tu­tio­nen unab­hän­gi­ge Welt­wäh­rung voll­stän­dig das Ver­trau­en ver­liert. Bit­coin lie­fert seit 2009 den Pro­of-of-Secu­ri­ty als bis­her ein­zi­ge Kryp­towäh­rung und ich gehe davon aus, dass das Sys­tem selbst unge­ha­cked blei­ben wird. Auch wenn Quan­ten­com­pu­ter Teil der digi­ta­len Umwelt wer­den soll­ten. Und die Nach­fra­ge bleibt bei einem limi­tier­ten Gut und aktu­ell ca. 7 Mrd. Erden­bür­gern ver­mut­lich hoch. M.E. geht es bei der Wert­pro­gno­se letzt­lich um den Wert der Güter oder Assets, die damit gehan­delt wer­den (sol­len). Auch wenn aktu­ell (11/2017) der BTC fast aus­schließ­lich der Spe­ku­la­ti­on und eben nicht dem Han­del dient. Zurück zum Wert: Der Wert beruht – wie oben schon ange­spro­chen – somit einer­seits auf dem Maß an Unab­hän­gig­keit und ande­rer­seits am Umfang des Ein­satz­zwe­ckes. Und die­ser Ein­satz­zweck wächst unge­mein, ins­be­son­de­re für volu­men­star­ke Geschäf­te wie Immo­bi­li­en­er­werb oder eben auch die ICOs. Mitt­ler­wei­le kann man in den USA Häu­ser damit bezah­len, Akti­en erwer­ben oder Rechts­an­wäl­te ver­gü­ten. Die ers­ten ETFs sol­len auch kom­men und Asset-Mana­ger für Block­chain ste­hen bereits in den Start­lö­chern oder sind aktiv.

Gehen wir also davon aus, dass Bit­coin a.) tat­säch­lich einen rea­len Wert besitzt und b.) die­ser Wert als Aus­druck des Ver­trau­ens in die Wäh­rung ver­stan­den wer­den kann. Somit kom­men wir wie­der zurück auf die ein­gangs gestell­te Fra­ge nach dem Maxi­mal­wert eines Bit­co­ins. Kann 1 Bit­coin gar 1 Mil­li­on US$ Wert besit­zen? Das zumin­dest hat Mark Yus­ko, Hedge­fonds-Mana­ger und Grün­der von Mor­gan Creek Capi­tal Manage­ment, in einem leicht pro­vo­zie­ren­den Bei­trag auf cryptocoinsnews.com geäu­ßert. Grund für die Annah­me ist der soge­nann­te Netz­ef­fekt, also der Umstand, dass der Wert eines Assets kon­ti­nu­ier­lich steigt, solan­ge die Nut­zung des Assets wei­ter steigt. Da aktu­ell nur rund 3 — 5 Mil­lio­nen Men­schen welt­weit Bit­coin besit­zen (Stand: 09/2017 – so genau weiß man das nicht), ist das unge­mei­ne Poten­ti­al offen­sicht­lich. Wei­ter kann man anmer­ken, dass aktu­ell rund 10 Mil­lio­nen wal­lets exis­tie­ren, auf denen aber im Durch­schnitt nur zwi­schen 0,00 und 0,001 Bit­coin lie­gen. Wich­tig zu beden­ken ist auch, dass lt. einer Unter­su­chung aus 2017 ca. 5% aller Wal­let­be­sit­zer 96% aller Bit­co­ins besit­zen. “Howe­ver, Yus­ko feels com­for­ta­ble that the net­work effect — the phe­no­me­non wher­e­by a commodity’s value increa­ses as more peop­le use it — has alre­ady begun to set bit­coin on the path to a six-figu­re valua­ti­on. {…} And he says a more con­ser­va­ti­ve “base case” sce­n­a­rio for the bit­coin pri­ce is $500,000!

GDP – Gross Domestic Product als entscheidende Losgröße

Aber selbst wenn man das für aus­ge­spro­chen opti­mis­tisch hält, kann ich mir gut vor­stel­len, dass der  Wert eines Bit­coin als Unter­kan­te rund $ 50.000 betra­gen wird. Wann das pas­sie­ren wird, kann ich natür­lich nicht sagen, ver­mu­te aber, dass es rela­tiv schnell gehen wird (<10 Jah­re). Letzt­lich ist es eine Fra­ge nach den gehan­de­len Wer­ten welt­weit. Und wenn man davon aus­geht, dass gera­de mal ein lächer­li­ches Pro­zent des GDB (Welt BIP) von aktu­ell rund 75 Bil­lio­nen USD in Bit­coin gehan­delt wer­den wird, dann ergibt sich ein Gesamt­wert von round-about sagen wir mal $ 1 Bill. Das geteilt durch die maxi­ma­le Anzahl an Bit­co­ins (21 Mio.) ergibt einen Wert von rund 50.000 USD.

Ich bin somit eher ein zurück­hal­ten­der Preis­pro­gnos­ti­ker, denn der Saxo-Bank-Ana­lyst Kay Van-Peter­sen hat­te schon das kürz­lich erreich­te Bit­coin-All­zeit­hoch von 2.000 US-Dol­lar vor­her­ge­sagt. Das Ein­tre­ten die­ser Pro­gno­se dürf­te aber ungleich wahr­schein­li­cher gewe­sen sein als die aktu­el­le Vor­her­sa­ge des Ana­lys­ten: Van-Peter­sen rech­net näm­lich damit, dass Bit­coin in zehn Jah­ren min­des­tens 100.000 US-Dol­lar wert sind, wie das US-Por­tal CNBC berich­tet. Und Jere­mie Liew, einer der ers­ten Snap­chat Inves­to­ren geht davon aus, dass Bit­coin bis ins Jahr 2030 einen Wert von rund $ 500.000 betra­gen wird und begrün­det das mit der Ver­mu­tung, dass in den nächs­ten Jah­ren die bar­gel­lo­sen Zah­lun­gen von aktu­ell 15 % auf über 30 % aller Zah­lungs­be­we­gun­gen anwach­sen wer­den.

Optimistisch oder Wahnsinnig?

Und was ist jetzt mit dem Wert von 357.142,86 $ je Bit­coin? Wie soll sich die­ser errech­nen? Ich habe oben schon mal die Rich­tung vor­ge­ge­ben, näm­lich die Wer­te, wel­che mit Bit­coin im Rah­men des GDP bezahlt wer­den. Das GDP war in 2016 rund $ 75 Bil. groß, wobei 10 % davon eben rund $ 7,5 Bill. sind. Dies durch die Men­ge von 21 Mio. Bit­co­ins divi­diert ergibt den Wert von 357.142,86 $. Soll­te also mei­ne Rech­nung in irgend einer Wei­se stim­mig und vali­de respek­ti­ve relia­bel sein, dann ist der Wert in Höhe von 357.142,86 $ sicher­lich noch als kon­ser­va­tiv zu betrach­ten. Mark Yus­ko (sie­he oben) wür­de das wohl eher ver­drei­fa­chen.

Anmer­ken möch­te ich aber natür­lich auch, dass die Kurs­ent­wick­lung aus­schließ­lich auf Bit­coin bezo­gen ist. Wenn ande­re Wäh­run­gen Markt­po­ten­ti­al abgrei­fen oder die Trans­ak­ti­ons­ge­schwin­dig­kei­ten zu gering wer­den (The­ma Block­grö­ße), dann kann sich das alles auch anders dar­stel­len. Abschlie­ßend kann man aber kon­sta­tie­ren, dass der Wert aller Kryp­to­cur­ren­ci­es die­sem Ansatz fol­gend den Gegen­wert des GDP-Anteils besit­zen soll­te. Hin­zu kom­men die gan­zen Finanz­de­ri­va­te, wel­che um den Fak­tor 10 höher sind und 2016 bei über 700 Bil. US$ lagen. In mei­nen Augen genug Kurs­po­ten­ti­al!

Eine Dis­kus­si­on zum The­ma fin­det auch hier statt. Die Berech­nungs­me­tho­de bei Berück­sich­ti­gung des GDP ist ana­log mei­ner Her­an­ge­hens­wei­se.

Und auch hier wird über die mög­li­che Kurs­ent­wick­lung reson­niert.