Die Philipps-Kurve ruht sich aus?


Die Phillips-Kurve ist nicht tot, sie ruht sich nur aus”, sagt Jerome Powell, seines Zeichens oberster Währungshüter der USA, in einem seiner letzten Auftritte. Ist das tatsächlich so? Oder ist der Zusammenhang von Inflation und Arbeitslosigkeit einfach nicht mehr gegeben?

Ich habe das The­ma bereits Ende 2017 auf­ge­grif­fen, nach­dem in der SZ ein Arti­kel über “Verstörte[n] Noten­bän­ker” ver­öf­fent­lich wor­den war. Ich habe das The­ma inver­se Kor­re­la­ti­on von Arbeits­lo­sig­keit und Infla­ti­ons­ra­te unter dem Aspekt der IRR, der inter­nal rate of return, betrach­tet und dar­auf hin­ge­wie­sen, dass sich eine Inves­ti­ti­on in Betriebs­mit­tel wie Maschi­nen – min­des­tens im Con­trol­ling – an den meist höher ver­zins­ten Ange­bo­ten struk­tu­rier­ter Finanz­ti­tel mes­sen las­sen muss. Dass dabei eine Inves­ti­ti­on in eine Maschi­ne – Abschrei­bungs­zeit­raum z.B. 5 Jah­re – schlech­ter abschnei­det als eine liqui­de, fun­gi­ble und nach einem Jahr von der Spe­ku­la­ti­ons­steu­er befrei­te Kapi­tal­an­la­ge, ist unter betriebs­wirt­schaft­li­chen Gesichts­punk­ten kei­ne Rocket-Sci­ence.

Das führt dazu, dass die Arbeits­lo­sig­keit in den USA “mit 3,7 Pro­zent […] so nied­rig [ist] wie seit einem hal­ben Jahr­hun­dert nicht, die Wirt­schaft befin­det sich im elf­ten Auf­schwungsjahr in Fol­ge, und die Unter­neh­men suchen hän­de­rin­gend nach Beschäf­tig­ten. Der Phil­lips-Kur­ve zufol­ge müss­te ein sol­cher Boom dazu füh­ren, dass die Löh­ne stei­gen und die Infla­ti­on anzieht. Doch in den ver­gan­ge­nen Jah­ren sind die Preis­stei­ge­run­gen in den USA stör­risch unter der Mar­ke geblie­ben, die die Noten­bank für ide­al hält: zwei Pro­zent. Auch im Mai [2019] lag die Teue­rung nach dem von der Fed ange­wand­ten Index wie­der nur bei 1,5 Pro­zent.” (spiegel.de)

Jero­me Powell muss sich m.E. damit abfin­den, dass die Phil­lips-Cur­ve über kurz oder lang kli­nisch tot ist. Viel­leicht ist es Zeit, über neue Zusam­men­hän­ge und ech­te Kor­re­la­tio­nen in die­sem Zusam­men­hang nach­zu­den­ken? Man stel­le sich nur vor, wie die FED oder auch die EZB reagie­ren wol­len, wenn erneut eine Finanz­kri­se kommt. Und dass die­se kom­men wird, ist in mei­nen Augen so sicher wie das Amen in der Kir­che. Zu viel Geld wur­de in die Sys­te­me gepumpt und zu wenig bis­her wie­der her­aus­ge­nom­men. Irgend wann aber muss das Geld wie­der dem Kreis­lauf ent­nom­men wer­den. Und wer in einer sol­chen Situa­ti­on bereits eine Null-Zins-Poli­tik ver­folgt, hat wenig Mög­lich­kei­ten aktiv zu sein, wenn es von ihm gefor­dert wird. Es feh­len schlicht die Mit­tel und funk­tio­nie­ren­den Instru­men­te, um etwas zu bewir­ken.